"Leute da draußen, leiht mir euer Ohr.
Eine psychische Erkrankung ist keine Schwäche!"
Was kann aus einem Schulabbrecher, der in jungen Jahren einen Landesredewettbewerb gewonnen hat werden?
Ein Vignettenmann? Opa Kratky? Oder der beliebteste Radiomoderator Österreichs?
Es gab einmal eine Umfrage, wonach der Durchschnittsösterreicher, die Durchschnittsösterreicherin angeblich um 6:14 aufsteht. Ein Viertel der Bevölkerung ist allerdings schon viel früher auf den
Beinen und einer davon ist Robert K., besser bekannt als „Kratky, der Frühstückshawi“ oder „Weckermann“.
Wenn Robert Kratky zwischen 5:00 und 9:00 die Nation mit seiner morgendlichen Radioshow aus den Federn holt, dann klingt das, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass jemand und vor allem er
um diese Zeit schon wach ist, hellwach.
Aber ganz so selbstverständlich ist es nicht für ihn, denn er ist eigentlich kein Frühaufsteher. Und so ist es auch nicht selbstverständlich, ab 5:00 „Mitternacht“ Schwung und gute Stimmung zu
verbreiten, wozu die meisten von uns nicht mal um 10:00 vormittags in der Lage sind. Gemischt mit dem richtigen Sound und den wichtigsten Infos zum Tag spielt er dieses Programm nun schon seit
mehr als 20 Jahren.
Und was macht Robert Kratky eigentlich danach, wenn seine On-Air-Arbeitszeit um ist, so ab halb 10, 10:00?
Dann ist der Tag für ihn noch lange nicht zu Ende. Mit seiner Eventmarketingagentur steht er nicht nur als Testimonial, Werbeträger und Imagebotschafter im Rampenlicht, sondern auch Unternehmen
und Organisationen beratend zur Seite, die in Sachen Öffentlichkeitsarbeit fachlichen Beistand brauchen. Vorträge an Hochschulen und für Firmen zählen da
ebenso dazu. „Der Tag hat 24 Stunden und die gehören schließlich genutzt.“ - So oder so ähnlich lautete vermutlich das Motto der Stimme der Nation – über viele Jahre hindurch.
Robert K. sagte vor zwei Jahren „Ja“ zu seiner Therapeutin.
„Ja, ich möchte etwas für meine psychische Gesundheit tun.“
Wir stellen Robert drei Fragen zum Thema Psyche und psychische Gesundheit
Welche Rolle spielt die Psyche bzw. das Thema psychische Gesundheit in deinem Leben?
Eine große Rolle, beruflich und auch privat. Dadurch, dass ich das Ohr an den Menschen habe, erfahre ich oft hautnah, dass viele unter großem psychischen Druck
stehen. Es ist ein Thema dieser Zeit, die psychische Gesundheit. Einerseits schade, dass es so viele treffen musste, dass es ein Thema wurde. Andererseits aber auch gut, dass das Spotlight jetzt
endlich darauf gerichtet ist. Denn leider ist es immer noch ein Tabuthema, ein großes Tabu.
Ich selbst hatte vor zwei Jahren einen Zusammenbruch - gerade noch am Burnout vorbei und schaffte es ohne Medikamente. Ich treffe mich seither regelmäßig mit meiner Ärztin, um langfristig
aufzuarbeiten, was zu viel war, wo ich mir selbst enorme Last aufgehalst habe, weil ich immer dachte, für mich und auch für andere stark sein zu müssen.
Wie empfindest du die gesellschaftliche Stimmung, den Umgang mit dem Thema?
Nicht jeder Mensch ist ein 100m-Läufer. Und es gibt körperliche Einschränkungen und Erkrankungen, die allseits akzeptiert werden. Aber Erkrankungen der Psyche werden
noch oft einfach als Schwäche ausgelegt. Eine Schwäche, die man durch ausreichend Anstrengung schon überwinden kann. Sich Z‘sammreißen und Durchhalten, das sind häufig die Tipps, wenn es um
psychische Erkrankungen geht. Augenscheinlich ist wirklich alles andere besser als eine psychische Erkrankung.
Keiner würde zu jemandem sagen, der Kopfschmerzen, ein gebrochenes Bein, Zahnweh oder Bauchschmerzen hat, reiß dich z‘samm, dann wird das schon wieder.
Nein, es ist selbstverständlich, in solchen Situationen zum Arzt zu gehen und sich fachlichen Rat zu holen. Wann wird es endlich auf breiter Ebene akzeptiert, dass auch eine Erkrankung der Psyche
ärztliche Hilfe braucht?
Hast du Tipps für Menschen, die psychisch belastet sind, bzw. was kann jede/r für sich selbst tun?
Es ist wichtig, Anzeichen an sich zu erkennen, wie etwa Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, grundloses Heulen. Das sind Warnzeichen, die ernst genommen gehören.
Und zwar frühzeitig und nicht erst, wenn es schon fast zu spät ist. Und ich spreche hier eben aus eigener Erfahrung.
Mein Appell daher, wenn du das Gefühl hast, es geht dir nicht gut, du fühlst dich kraftlos, hast schlaflose Nächte, hast Kopfschmerzen, bist nicht mehr du selbst, dann geh zum Arzt. Es ist ein
psychisches Problem und gehört behandelt. Und zwar professionell durch fachliche Hilfe. Man bringt es selbst nicht hin. Im Zweifel geh zu einem guten Arzt, zu einem Arzt, dem du vertraust – und
zwar rechtzeitig. Es kann dein Hausarzt sein, dem du alles offen und ehrlich schilderst. Er wird dir dann sagen, was zu tun ist und ob du zu einem Therapeuten gehen sollst. Er wird dir
helfen.
Männer und Schwäche, das ist ja oft so eine Sache, die nicht zusammengehen kann, soll. Besser du hast ein gebrochenes Bein, ein Magengeschwür oder eine
Lungenentzündung. Oder alles zusammen. Nur ja keine psychische Erkrankung, denn für die hat die Gesellschaft nicht viel Verständnis.
Ich habe glücklicherweise ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, daher kann ich auch gut darüber reden.
Als mir endlich klar wurde, dass ich Hilfe brauche, war ich bereit, diese auch anzunehmen. Obwohl, bei mir war es fast schon zu spät. Ich hatte starke körperliche Anzeichen durch den seelischen
Zusammenbruch. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich dachte ja immer, ich müsse stark sein, meinen Job und alles andere unter einen Hut bringen. Würde ich es nicht schaffen, dann wäre das
wohl nur ein Zeichen von Schwäche. Aber so ist es nicht.
Letztendlich wusste ich, ich muss etwas tun. Ich fand eine tolle Ärztin. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit fragte sie mich, ob ich bereit bin zu akzeptieren, dass sie die Ärztin ist und ich der
Patient und ich sagte „ja“. Es ist ein langer Prozess. Ich gehe nach wie vor regelmäßig ein-, zweimal pro Monat zur Therapie, um daran zu arbeiten. Aber es tut mir gut.
Auch das ist eine Sache, die Robert Kratky in sein neues Leben einziehen hat lassen. Regelmäßige Bewegung, Krafttraining, Ausdauer. Oft ein K(r)ampf, aber dann auch wieder ein tolles Gefühl. Die Instagram-Community begleitet Robert durch Höhen und Tiefen, motiviert auch und steht ihm bei.
"Ich habe das Gefühl, dass das Thema Psyche nicht mehr im Schatten steht."
Die junge Oberösterreicherin, besser bekannt unter dem Namen AVEC, hat schon viel erreicht. Von Beginn an bekam sie für ihre Lieder die breite Aufmerksamkeit der Streamingplattformen (auf Spotify mittlerweile gesamt über 60 Mio Plays). Es folgten Nominierungen und Auszeichnungen wie der Amadeus-Award und der Music Moves Europe Talent Award. Jetzt mit Mitte 20 bespielt AVEC als international relevanter Popact große Bühnen Europas. Nach der erfolgreichen Single „Granny“ (2016 aus dem Debütalbum „What If We Never Forget“) und dem zweiten Album „Heaven/Hell (2018) veröffentlichte sie im letzten Jahr ihr drittes Album „Homesick“. In dem Meer an neuen Releases schafft es AVEC, ihre Fans auf eine Gedankenreise mitzunehmen. Sie selbst beschreibt die Beziehung zu ihren Songs als „eine Art Hass-Liebe“. Aus eigenen schweren Erfahrungen und Schmerz entsteht Musik, die nicht nur ihr, sondern auch anderen Hoffnung gibt.
Wir stellen Miriam drei Fragen zum Thema Psyche und psychische Gesundheit
Welche Rolle spielt die Psyche bzw. das Thema psychische Gesundheit in deinem Leben?
Das Thema war immer schon ein großer Teil meines Lebens. Seit meiner Kindheit an war es etwas, mit dem ich in unmittelbarem Kontakt stand. An mir selbst habe ich mit 13 erste Anzeichen entdeckt, dass es mir und meiner Psyche nicht gut geht und habe seit dem mit Depression und Angstzuständen zu kämpfen. Ich bin nun das 5. Jahr in Therapie und extrem froh und stolz auf mich selbst, den Schritt gewagt zu haben.
Wie empfindest du die gesellschaftliche Stimmung, den Umgang in deinem Umfeld mit dem Thema?
Meine persönliche Meinung ist, dass der Umgang mit dem Thema ein immer offenerer wird. Wir sind noch lange nicht dort, wo wir sein sollten, aber ich habe schon das Gefühl, dass der Blickwinkel sich ändert und das Thema nicht mehr im Schatten steht.
Hast du Tipps für Menschen, die psychisch belastet sind, bzw. was könnte jede/r für sich tun?
Ich gebe zwar ungern Tipps, weil meiner Meinung nach jede/r seinen ganz individuellen Umgang mit seiner psychischen Belastung finden sollte. Was ich aber mitgeben kann, sind Dinge, die mir helfen, wenn ich merke, dass es mir psychisch nicht gut geht. Ich nehme mir Zeit für mich, versuche täglich an die frische Luft zu gehen. Was ich auch gerne mache ist meditieren, innen schau, lesen, kreativ sein. Aber wie gesagt, das sind Dinge, die eben mir persönlich extrem gut tun.
„Wenn die Welt Kopf steht, gibt dir der Garten Kraft.“
Wenn in Österreich das Thema Garten zur Sprache kommt, dann ist er meist nicht weit weg: Karl Ploberger.
Der Journalist und enthusiastische Biogärtner hat mit sechs Jahren zu gärtnern begonnen, besuchte unzählige Seminare und Kurse und erwarb sich so ein umfassendes Wissen. Alleine seine Bibliothek umfasst mehr als 5000 Gartenbücher und sein eigener Garten in Seewalchen am Attersee ist mit seinen 2500 Quadratmetern das Versuchsgelände.
Neben der Leidenschaft für die Pflanzen war der Journalismus seit seiner Jugend ein Begleiter.
Als 14jähriger hat er bereits begonnen für Wochenzeitungen zu fotografieren, ehe er nach der Matura als Reporter begann. Alles Weitere dürfte bekannt sein. Bei TV-Sendungen, wie „Natur im Garten“ ist er jeden Sonntag im ORF zu sehen.
Und noch eine Leidenschaft konnte der Biogärtner mit seinem Beruf verbinden: das Reisen.
Wichtig ist Karl Ploberger aber bei allem, dass er den Menschen die Freude am Gärtnern vermittelt.
Wir stellen Karl drei Fragen zum Thema Psyche und psychische Gesundheit
Welche Rolle spielt die Psyche bzw. psychische Gesundheit in deinem Leben?
Nur wenn wir im Einklang mit unserem Körper und unserer Seele sind, können wir von einem glücklichen zufriedenen Leben sprechen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Beschäftigung mit der Natur ein großartiger Ausgleich ist. In meinem Job als Nachrichtenredakteur hatte ich früher oft großen Stress. Der Ausgleich war für mich der Garten. Unkraut jäten war für mich in diesen Zeiten wie ein autogenes Training. Und am Ende war ein Beet perfekt vorbereitet für einen Neubeginn. Doch auch wer keinen Garten hat, kann bei Spaziergängen in der Natur, in Parks Erholung finden.
Wie empfindest du den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema?
Leider ist es oft noch immer ein Tabu-Thema. Ich komme bei meinen Gartenreisen mit vielen Menschen zusammen und oftmals erzählen sie mir von Schicksalsschlägen oder Todesfällen in der engsten Umgebung. Ich nehme mir dann die Zeit mit diesen Gartenfreundinnen und -freunden zu plaudern und rate immer, die Hilfe bei den Spezialisten zu suchen.
Hast du Tipps für Menschen, die psychisch belastet sind, bzw. was könnte jede/r für sich tun?
Reden ist das Um und Auf. Zu glauben, man schafft alles mit eigener Kraft, ist oftmals leider falsch. Gerade Menschen, die alleine sind, erleben diese schwierigen Situationen noch viel intensiver. Sie können aber bei den geeigneten Stellen Hilfe bekommen. Es ist wirklich komisch: Wer sich ein Bein bricht, der geht zum Arzt. Wer ein psychisches Problem hat, verweigert oft die Hilfe. Ich habe schon vielen Menschen geraten, ärztliche Hilfe zu suchen und fast alle haben mir danach gedankt: „Es war der Schlüssel für ein neues Leben!“
"Es sind die Kleinigkeiten im Alltag, die mir Kraft geben."
Als Brigitta – Gitti - Schickmaier mit 23 Jahren fertige Konditorin war und kurz davor stand, ihre eigene Konditorei zu eröffnen, schlug sie dann doch einen ganz anderen Weg ein.
Eine Entscheidung, die sich für die heute vielfach ausgezeichnete Konditorin immer noch genau richtig anfühlt. Es ist eine „Back“- Mischung aus mehreren Zutaten, in denen sie heute kräftig umrührt. Bei einem Blick ins Fotoarchiv ist es unübersehbar, dass Gitti eine innige Beziehung zu ihren kulinarischen Kunstwerken hat. Die Zuckerbäckerei steht immer noch an 1. Stelle. Aber auch das Unterrichten, das Coachen, das Trainieren mit und das Motivieren von - jungen - Menschen, möchte sie nicht missen.
Brigitta Schickmaier ist gerne Vorbild, sagt aber auch, dass es jede/r aus eigener Kraft schaffen muss. Denn das macht einen stark. Aufgeben ist keine Option. Und du musst wissen, was du willst, brauchst ein Ziel, für das sich der Einsatz lohnt.
Wir stellen Brigitta drei Fragen zum Thema Psyche
und psychische Gesundheit
Welche Rolle spielt die Psyche bzw. das Thema psychische Gesundheit in deinem Leben?
Balance ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Aspekt in dem Zusammenhang. Nur wer die
eigenen Grenzen kennt und einzuschätzen weiß, kann sich selbst davor schützen, dass es zu belastenden Situationen und allzu großem Druck kommt. Bei all den Jobs, die ich mache, ist es mir immer
wichtig, auch mal „nein“ zu sagen, wenn es sich nicht gut oder richtig anfühlt.
Hast du Tipps für Menschen, die psychisch belastet sind bzw. was könnte jede/r für sich tun?
Ich finde, es sollte viel mehr auf das Bauchgefühl gehört werden. Und ab und zu mal
zwischendurch „abschalten“, halte ich auch für ganz wichtig. Wenn es nur für einen Augenblick ist, beim Eier Trennen oder Rasenmähen. Das sind Dinge, die haben für mich so was Meditatives.
Kleinigkeiten wie ein paar Minuten in der Sonne sitzen während der Mittagspause oder gutes Essen genießen, das gibt schon wieder neue Kraft für den Alltag.
Wie empfindest du die gesellschaftliche Stimmung, den Umgang mit dem Thema?
Die letzten Jahre waren für alle eine Herausforderung und gerade psychisch sehr belastend. Dennoch hat sich für mich wieder eines bestätigt. Es genügt nicht, zu warten, dass andere etwas tun, man muss selbst aktiv werden. Es ist keine Lösung, zu denken, andere sollen einmal alles abnehmen. Wer Hindernisse überwindet, der ist gestärkt für andere Steine, die vielleicht noch im Weg liegen.
Wer die quirlige und sympathische Powerfrau aus Pettenbach bis dahin nicht kannte, der erlebte sie vielleicht Anfang 2022 in Aktion, als Jurorin der RTL Sendung Master of Sweets. Das war auch
ein Highlight im Leben von Brigitta Schickmaier. So wie auch ihre letzte Auszeichnung zum Cakemaster 2018. Mit diesem Titel beendete sie offiziell ihre Teilnahme an
Konditoren-Wettbewerben. Eine Entscheidung, die sie konsequent verteidigt.
Aber warum eigentlich?
Damals 2018 bei der Anreise zum Cakemaster war noch alles in bester Ordnung, das süße Kunstwerk sicher im Auto verstaut und ein weiterer großer Titel zum Greifen nah. Doch dann – der Schreck -
das Kunstwerk zerbrach kurz vor der Präsentation in seine Einzelteile.
Aber Brigitta Schickmaier wäre nicht Brigitta Schickmaier, hätte sie nicht immer entsprechendes Reparaturmaterial mit. Und, was sie ebenfalls hat, einen guten Draht „nach oben“ sowie einen
starken Willen, der sie nie aufgeben lässt. So schickte sie also ein Stoßgebet ab und einen Deal, nämlich nie mehr wieder an einem Contest teilzunehmen, würde sie nur diese Scherben noch
rechtzeitig zu einer herzeigbaren Kreation zusammenfügen können.
Während die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Kopf schüttelten und die Favoritin wohl am liebsten aus dem Rennen gewünscht hätten, baute Brigitta Schickmaier alles wieder auf und
sicherte sich - zur Überraschung aller - auch noch den Sieg!
Das war der letzte Titel in ihrer Karriere – Cakemaster 2018!
Abseits des Rampenlichts ist Brigitta Schickmaier durchaus als bodenständig zu bezeichnen, verwurzelt in ihrer Heimatgemeinde, auch im Gesangsverein, engagiert und hilfsbereit.
Den Monat 2020, den sie für ein Sozialprojekt im Kongo verbachte, kann man so gesehen wohl als Ausrutscher bezeichnen. Aber für sie selbst war es eine enorme Lebenserfahrung.
Familiärer Zusammenhalt als Energiequelle ist ebenfalls ein großes Thema. Dafür investiert Gitti gerne Zeit, etwa um täglich zu Mittag für den erweiterten Drei-Generationen-Haushalt frisch
aufzukochen. Vorspeis – Hauptspeis – Nachspeis – das volle Programm, versteht sich von selbst.
Und was macht eigentlich eine gute Mehlspeise aus?
Für Brigitta Schickmaier ist ein gutes Backwerk die Basis dafür, dass es schmeckt. Bio und Regionalität sind daher in ihrem Betrieb genauso selbstverständlich wie Nachhaltigkeit. Dass genau
während unseres Gesprächs der Nachbarbauer klingelt und die Eier liefert, passte natürlich perfekt ins Bild
😉. Ebenso die Schweine, die einen schon bei der Zufahrt aus dem offenen Stall heraus angrunzen.
Energieautonomie und Energieressourcen schonen, das sind obendrein die Steckenpferde von Gittis Ehemann. Durch Investitionen in ökologische Einrichtungen haben es die Schickmaiers geschafft, die
Konditorei und den landwirtschaftlichen Betrieb energieautark zu machen. Das heißt, die gesamte Energie (Strom, Wärme, Treibstoff ) wird am Betrieb durch Photovoltaik-Anlagen, ein Windrad, eine
Hackschnitzelheizung und drei Pflanzenölpressen erzeugt. Die beiden Söhne stehen ebenfalls hinter diesem Konzept, wenngleich beide bereits ihre eigenen beruflichen Wege gehen.
Selbstverständlich geht es beim Arbeiten auch um Geld, aber darum ist es Brigitta Schickmaier nie in 1. Hinsicht gegangen, sagt sie. Wer richtig viel verdienen will, sollte sich wohl einen
anderen Lehrberuf als den der Konditorin aussuchen. Das war von Anfang an klar.
Aber wie eingangs erwähnt, die Entscheidung Konditorin zu werden, war ein reines Bauchgefühl, die Erfüllung, Spaß und Freude am Tun. Das Künstlerische sei sicher das Erbe ihres Opas, dessen
wunderschöne Handschrift sie ebenfalls bekommen hat und die nun ihre Torten ziert, ist sie überzeugt.
Alles andere war nicht geplant, sondern entstand aus einer Kombination von Fleiß, Ehrgeiz und ab und an auch einer Portion Glück – dem Glück der Tüchtigen.
"Lebe das Leben, das zu dir passt!"
Der Legende nach ist die gebürtige Münchnerin ja bereits mit dem Stift in der Hand auf die Welt gekommen und zeichnet sich seither durchs Leben. Aufgrund der Unzufriedenheit mit der sie umgebenden Realität erschafft sie sich einfach ihr eigenes Universum, bevölkert von einer Vielzahl kunterbunter Gesellen und Wegbegleiter.
Das bekannteste Wesen aus ihrer Feder ist OUPS, der Junge in blau-weiß. Nach der zwar schmerzlichen Trennung von OUPS im Jahr 2011 konnte Conny Wolf aber letztendlich ihr freches Mädchen STINELIESE – ein unangepasstes Wesen in ihr Leben und an die Öffentlichkeit treten lassen, nachdem es all die Jahre bereits in ihrem Herzen schlummerte.
Durch SINTELIESE vermag sie ihre Ideen, Erlebnisse, Freud und Leid wieder zu "be-zeichnen".
Als freie Illustratorin mit vielen Jahren Erfahrung in der Werbe- und Buchillustration macht es Conny Wolf aber auch großen Spaß, mit ihrem Wissen für Projekte, Buchideen und Bildkonzepte beratend zur Seite zu stehen. In Zeichenworkshops motiviert sie andere, sich im Zeichnen zu versuchen und vor allem Freude und Spaß dabei zu haben.
Welche Rolle spielt die Psyche bzw. psychische Gesundheit in deinem Leben?
Zeichnen ist von klein auf – erst unbewusst, heute bewusst - Psychohygiene und Überlebenstechnik, ein Ventil wenn der psychische/emotionale Druck für mich zu groß wird und eine Möglichkeit, Eindrücke zu verarbeiten und neu Gelerntes zu integrieren. Bilder sind meine Art, die Welt zu verstehen und mich der Welt mitzuteilen. Sobald ich anfange zu zeichnen, irgendetwas, nebenher, gelingt es mir, meinen Geist zu beruhigen, zentriert zu sein und mich auch detailgetreu an Fakten zu erinnern, sobald ich meine unbewusst entstandenen Zeichnungen wieder betrachte. Im Umfeld von Eltern und PädagogInnen erzähle ich gerne von dieser „EigenART“ und versuche, für die Kinder eine Lanze zu brechen, die im Unterricht ständig alles vollmalen. Fast in jeder Klasse gibt es das.
Hast du Tipps für Menschen, die psychisch belastet sind, bzw. was könnte jede/r für sich tun?
Ich kann nur sagen, was mir hilft und das ist meine Kreativität. Sie dient mir unter anderem dazu, die Möglichkeiten zu erkennen, die mir erlauben, mein Leben so zu gestalten, dass es zu mir passt, nachdem ich mein halbes Leben lang versucht habe, zum „Leben“ zu passen. Es gibt kein Richtig oder Falsch für mich, es gibt nur ein „es dient mir dazu, mich lebendig und stark zu fühlen, oder eben nicht“. Dann versuche ich eben etwas Neues. In meiner Kunst bringe ich meine eigene Sehnsucht, das was mir gut tut, zum Ausdruck - also Lebensfreude, Leichtigkeit, Farbenpracht - und lass durch gezeichnete Wesen eigene Aspekte zu Wort kommen.
Wenn diese auch anderen Menschen Freude machen, ist das für mich das schönste Geschenk!
„Es geht eigentlich nur darum, dass man in sich hineinhört, sich mag und mit sich eins ist.“
Als Kommissarin Bibi Fellner im Wiener „Tatort“ hat sie sich in die Herzen von Millionen im gesamten deutschsprachigen Raum gespielt.
In ihrer vielbeachteten Autobiographie „Ich war mein größter Feind“ berichtet sie mit entwaffnender Offenheit über persönliche Krisen, über Trauer und Verlust.
Die Rede ist von der Charakterdarstellerin und fünffachen ROMY-Preisträgerin Adele Neuhauser, die in ihrem Bestseller aber auch mit unbändiger Lust auf Neuanfänge nach vorne blickt und Mut macht, immer wieder weiter zu gehen.
„Ich bin mir in meinem Leben selbst sehr oft im Weg gestanden, habe es mir selber schwer gemacht. Nicht nur durch meine Depressionen – auch, dass ich mir nicht vertraut, mich nie gelobt habe für Dinge, die mir gelungen sind. Dass ich immer nur das Negative gesehen habe. Ich war ein Exempel in Selbstkritik.“
Mittlerweile hat die Schauspielerin aber gelernt, in sich hineinzuhören, sich zu verzeihen und sich selbst zu mögen. „Das heißt nicht, dass mir jetzt alles gelingt – aber ich trage es mir nicht mehr so lange nach“.
Besonders auch in vergangenen Jahren galt es für Adele Neuhauser große Herausforderungen zu bewältigen. Sie verliert innerhalt eines Jahres ihre geliebten Eltern und ihren Bruder Alexander: Der 63-Jährige war an Leukämie erkrankt und hatte, trotz einer Stammzellenspende seiner Schwester, keine Chance gegen den Krebs. Verarbeitet konnte die Schauspielerin diese Verluste unter anderem durch das Schreiben ihrer Biografie.
„Das Aufschreiben meiner eigenen Erinnerung hat mich verändert. Zum Besseren. Das klingt vielleicht seltsam, gerade wenn ich an den Tod denke, der mich in den letzten Jahren so massiv herausgefordert hat. Dennoch weiß ich heute: Da kommt noch so viel Schönes, das auch gelebt werden will.“
"Ich glaube ganz fest daran, dass jeder Mensch alles was er braucht, in sich trägt und kein Mensch ein Fehler im System ist. “
Der Trendforscher, EU-Jugendbotschafter und Gründer der Berufsorientierungsplattform WHATCHADO Ali Mahlodji kam als Flüchtling nach Europa, begann seine Karriere als Schulabbrecher und hatte in seinem Leben über 40 Jobs – vom Bauarbeiter bis zum Top Manager.
Aus einer Kindheitsidee heraus gründete
er die Berufsorientierungsplattform
WHATCHADO, ein Handbuch der
Lebensgeschichten, das Menschen
aufzeigt, welche beruflichen Möglichkeiten
es im Leben gibt. Heute ist er
international als Experte für Bildung
und Arbeit tätig und berät Unternehmen,
Politik und Organisationen bei
Fragen des Wandels im Zeitalter der Digitalisierung. Mit seinen Keynotes inspiriert er Menschen weltweit. Sein
Fokus liegt dabei immer am Menschen und seinen Potenzialen. Seit 2019 leitet er den Bereich „Bildung und Persönlichkeitsentwicklung“ in der Akademie für Potentialentfaltung von Professor Doktor Gerald Hüther und arbeitet daran, die Gesellschaft auf den digitalen Wandel vorzubereiten.
Einen großen Teil seiner Arbeit widmet Ali Mahlodji seit vielen Jahren der Lebenswelt junger Menschen, um sie dabei zu begleiten, ihre Potenziale zu entdecken und zu entfalten. Seit 2012 tourt er durch europäische Schulen und arbeitet intensiv mit Jugendlichen und LehrerInnen. Im Zuge dessen und durch seine Arbeit bei WHATCHADO wurde er 2013 von der EU-Kommission zum EU-Jugendbotschafter auf Lebenszeit ernannt.