02. Oktober 2023

Ein back.up für suchtkranke Menschen

Es ist neun Uhr morgens und ich sitze im Pausenraum des back.up. An diesem Standort von pro mente OÖ in Linz erhalten suchtkranke Menschen niederschwellige Beschäftigungsangebote. Es herrscht rege Betriebsamkeit, während die Aufgaben des Tages besprochen und verteilt werden. Wer zeitgerecht erschienen ist, hat gute Chancen, einen Arbeitsplatz für den Vormittag zu erhalten.

Begleitet von psychosozialem Fachpersonal bietet das back.up den TeilnehmerInnen seit sechs Jahren die Möglichkeit, in verschiedenen handwerklichen und kreativen Bereichen mitzuarbeiten. Das Erleben von Selbstwirksamkeit, die Förderung von Kompetenzen und soziale Integration – all das sind wesentliche Effekte der Beschäftigung für Menschen, die illegalisierte Substanzen konsumieren. Tagesstrukturierung und Entwicklungsorientierung üben einen positiven Einfluss auf die Betroffenen aus.

„Für mich ist das back.up wie eine Familie“, sagt Peter, der seit der ersten Stunde im back.up beschäftigt ist. „Am meisten schätze ich die SozialarbeiterInnen – sie sind immer für uns da, helfen, wenn wir uns nicht gut fühlen und geben uns tolle Aufgaben. Man wird hier so angenommen, wie man ist. Das finde ich schön.“

Im back.up wird eine bunte Palette an Produkten erzeugt, die von Dekorationsartikeln über Kochutensilien und Geschirr bis zu Möbelstücken reicht. Vielen Gegenständen, die eigentlich auf dem Müll landen würden, haucht man in der Werkstatt neues Leben ein.

„Unsere TeilnehmerInnen sprühen richtig vor Ideen, wir probieren vieles aus und so entstehen ganz tolle Produkte, die wir auch vor Ort oder bei Märkten verkaufen“, so Claudia Bernreiter, Projektleiterin von back.up. 

Die große Kunst im Rahmen der Beschäftigungsangebote des back.up ist es, Arbeitsaufträge so zu gestalten, dass sie den KlientInnen zu Erfolgserlebnissen verhelfen. Um das richtige Maß an Anforderung zu finden, muss das Spannungsfeld von Über- und Unterforderung ausgelotet werden. Dabei gilt es, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Talente der TeilnehmerInnen ebenso wie eine verminderte physische oder psychische Belastbarkeit mitzudenken.

„Vorrangiges Ziel ist die Stabilisierung der KlientInnen. Viele von ihnen sind immer wieder durch das soziale Netz gefallen. Gleichzeitig (wieder)erlernen unsere TeilnehmerInnen Fähigkeiten, die im Berufsleben gefragt sind – etwa das Übernehmen von Verantwortung, Teamgeist, Pünktlichkeit und vieles mehr. Wir wirken auch unterstützend, wenn es darum geht, einen Lebenslauf zu schreiben oder einen Antrag einzureichen. Das Wichtigste ist allerdings, dass wir immer ein offenes Ohr für individuelle Sorgen und Schwierigkeiten haben“, erzählt Claudia Bernreiter.

Die TeilnehmerInnen schätzen die Atmosphäre, das Arbeitsumfeld und das Zusammengehörigkeitsgefühl im back.up.

„Die geordneten Strukturen und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, geben mir sehr viel. Genauso wichtig ist mir aber der Austausch mit den MitarbeiterInnen, zum Beispiel beim gemeinsamen Mittagessen. Man kann einfach mit jedem Problem zu ihnen kommen“, berichtet ein Klient vom Alltag im back.up.

Die kreative Tätigkeit erweitert auch persönliche Ressourcen. Im Wissen um ihre jeweiligen Biografien und Belastungen werden die TeilnehmerInnen dort abgeholt, wo sie stehen. Somit trägt das back.up auf verschiedenen Ebenen dazu bei, dass suchtkranke Menschen ihren persönlichen Herausforderungen gestärkt begegnen können und dadurch oftmals schwierige Lebensumstände wieder Schritt für Schritt in den Griff bekommen. 

21. September 2023

Auf das, was da noch kommt

Das scheint das Motto zweier Kolleginnen aus der Zentrale zu sein, Lucia und Carina, nämlich jenem Teil der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, der für Fundraising und Kooperationen zuständig ist, und sich derzeit mit einem ganz besonderen Projekt beschäftigt.

Es geht um die Konzeptionierung und Realisierung, in weiterer Folge auch um die Bewerbung und das Management des neuen Info-Mobils, das ab kommenden Jahr durch OÖ fahren wird, um das Thema psychische Gesundheit und viele Geschichten von Menschen unter die Leute zu bringen.

Dass es in dem kleinen Team bunt zugeht, denke ich mir schon beim Betreten des Büros. Dieses befindet sich zwar in unmittelbarer Nähe des Linzer Lonstorferplatzes, ist aber derzeit ausgelagert in die Räumlichkeiten der Franckstraße.

Aha, das Magazin PsychoCheck wird hier auch produziert?

Die Ausgaben schmücken die weißen Wände des Büros.

Plakate mit lachenden Tellern? Die gehören zu einer demnächst startenden Kooperation mit Oberösterreichs Gastronomie. Und ein paar Briefe fallen mir noch ins Auge, erste Entwürfe für die große vorweihnachtliche Aussendung an 10.000 bestehende SpenderInnen, die in Vorbereitung ist.

Tja und dann ist da noch der an das Büro angrenzende Seminarraum, der zeitweise so etwas wie eine kreative Spielwiese ist.

Am Boden aufgeklebt sind die Umrisse des Info-Mobils und darin platziert diverses Inventar. Das dient der besseren Visualisierung, wie denn das Mobil innen eingerichtet werden soll, damit Besucherinnen und Besucher sich wohlfühlen und alle wichtigen Informationen über pro mente OÖ und relevante Inhalte bestmöglich abrufen können.

Diskutiert und besprochen wird viel unter den beiden, ob besser die bequemen Sitzgelegenheiten oder doch lieber die Sitzbänke, auf denen dann mehr Personen Platz finden könnten? Macht das Sinn? Was macht Sinn?

Give-aways – ja sicher, aber welche und was dürfen die kosten?

Was die Außenansicht des Mobils betrifft, ist schon mehr Vorstellungskraft gefragt, wie das am Ende alles aussehen wird. Aber es liegen ein paar große Ausdrucke auf den Tischen, das sollte genügen. Und in diesem Punkt ist ohnehin alles schon recht weit gereift.

Wichtig ist rund um dieses Projekt, es soll menscheln … in dem Mobil, außerhalb, unter den BesucherInnen und zwischen jenen, die in diese Sache involviert sind.

Langweilig wird es Lucia und Carina nie, denn da kommt gerade wieder ein Telefonat herein, eine Anfrage um finanzielle Unterstützung für einen Klienten in einer Notsituation. Nicht zu vergessen die Emails von SpenderInnen aus der Datenbank, die Hilfe brauchen. Auch das ist Teil der unterschiedlichen Aufgaben im Fundraising. Es geht nicht nur darum, Spendengelder aufzustellen, sondern auch zielgerichtet und wirksam einzusetzen.

Keinesfalls vergessen möchte ich auch den Support meiner Beiträge auf liebedasleben.at, die ihr zum Leben erweckt. Danke!

Das Projekt Beziehungsmanagement, Sponsoring bei Veranstaltungen, der Marktplatz Lebensnetze, Konzepte, Informationsaufbereitung und Finanzierungsideen für diese und jene wichtigen Anliegen innerhalb von pro mente OÖ und für die Unterstützung jener Menschen, für die pro mente OÖ da ist und da sein möchten, füllen ruck-zuck die Teilzeit-Arbeitswoche der beiden.

Schön sei es, zu sehen, wenn sich was tut. Erfreulich, wenn andere die Ideen positiv aufnehmen oder damit geholfen werden kann. Dafür lohnt sich die eine oder andere Extrameile durchaus, darin sind sich die beiden einig.

Danke Lucia und Carina für die interessanten Einblicke in euer Arbeitsumfeld – und gebt Bescheid, wenn euch einmal langweilig ist. Ich hätte da nämlich auch die eine oder andere Idee 😉

06. September 2023

Zu Besuch im Seidl Bräu und in der Seidlerei in Steyr

Heute darf ich euch von meinem Besuch im ATZ Seidl Bräu in Steyr berichten, die Menschen mit psychischen Einschränkungen beim (Wieder-) Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen. Das Arbeitstrainingszentrum Seidl Bräu umfasst die Arbeitsbereiche Service und Küche direkt im Gasthaus Seidl Bräu, aber auch eine eigene Reinigung/Wäscherei, eine Fertigung und ein Büro in den umliegenden Gebäuden sowie einen angrenzenden Shop, die Seidlerei.

Zunächst besuchte ich die Seidlerei, wo sowohl Eigenerzeugnisse, aber auch regionale und saisonale Produkte verkauft werden. Jennifer, die den Shop betreut, gab mir ausführliche Informationen zu allen Produkten und empfahl mir die hauseigenen Marmeladen und die von Chef Harry hergestellten Gewürzmischungen, die bei den KundInnen sehr gut ankommen. Auch Erzeugnisse anderer pro mente Einrichtungen finden großen Anklang bei den BesucherInnen. So werden beispielsweise Textilien der Nahtstelle oder Notizbücher von BUCHplus angeboten. Kulinarische Köstlichkeiten gibt es auch allerhand zu kaufen, wie regionalen Honig, Bier, Wein, Schokolade und vieles mehr. Mit großer Begeisterung zeigte mir Jennifer alles und erzählte mir, dass sie noch dieses Jahr den Lehrabschluss machen möchte, wofür ich ihr fest die Daumen drücke. Die Seidlerei ist auf alle Fälle mein Geheimtipp für alle, die auf der Suche nach einem Geschenk für einen lieben Menschen sind oder sich einmal selbst mit hochwertigen Produkten etwas Gutes tun wollen.

 

Katrin, psychosoziale Trainingsanleiterin des ATZ Seidl Bräu führte mich weiter durch die Reinigung und Wäscherei, wo zwei Damen eifrig am Wäschewaschen und Bügeln waren. Auch die Fertigung durfte ich mir ansehen, wo TeilnehmerInnen unter anderem für die Seidlerei Produkte verpacken, etikettieren, aber auch für externe Unternehmen Aufträge erledigen.

Weiter führte mich Lukas, Servicemitarbeiter des ATZ Seidl Bräu, durch das Gasthaus. Wir besichtigten den lichtdurchfluteten Cafébereich mit der Schankanlage, wo köstliche Limonaden aus selbst hergestellten Sirupen gemischt und liebevoll dekoriert werden, die Küche, wo schon eifrig für Mittag gekocht wurde und weiter die Gaststube und den Gastgarten. Die Arbeit im Service und der Kontakt zu vielen Menschen, die diese Arbeit mit sich bringt, so verriet mir Lukas, ist für viele TeilnehmerInnen eine große Herausforderung. Heute ist er froh, dass er im Serviceteam des Seidl Bräu ist und genießt den Austausch mit den Gästen. „Die Stammgäste brauchen Getränke oft gar nicht bestellen. Die kommen rein und wir wissen sofort was sie gerne trinken und sobald sie sich einen Platz gesucht haben, servieren wir ihnen bereits ihre Getränke.“, so Lukas, der über die freundliche Atmosphäre im Seidl Bräu berichtete. „Ich habe schon andere Lehrstellen begonnen, aber jetzt merke ich, im Service bin ich angekommen.“ Eine Lehre im ATZ Seidl Bräu ist sein nächstes Ziel, wofür ich ihm alles Gute wünsche.

Der Gastgarten im Innenhof bietet schattige Plätze, ideal für eine Mittagspause an heißen Sommertagen und ist trotz Zentrumslage sehr ruhig und lädt zum Verweilen ein. Auf einer Böschung, die den oberen vom unteren Außenbereich trennt, gedeihen Schnittlauch, Tomaten, Lavendel, etc. und verleiht dem Gastgarten noch ein Stück mehr Wohlfühlcharakter. Hier ließ ich meinen Besuch bei einem köstlichen Mittagessen und einer Orangen-Ingwer-Limonade ausklingen und freute mich, so viele nette Menschen bei meinem Besuch kennengelernt zu haben.

17. August 2023

Von Stoffen und Träumen

Heute begebe ich mich in eine stoffliche Welt und besuche die Nahtstelle im Linzer Hafenviertel, eines der insgesamt 16 Arbeitstrainingszentren von pro mente OÖ. Hier entstehen hochwertige Textilprodukte aus Stoffen, die auch Träume erfüllen – Träume vom erfolgreichen Wiedereinstieg in die Berufswelt. Im Rahmen der Arbeitstrainingszentren unterstützt pro mente OÖ Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen bei der beruflichen Rehabilitation. Während eines 15-monatigen Trainings in realistischen Arbeitssituationen werden die TeilnehmerInnen unter fachlicher Anleitung auf ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben begleitet. „Die TeilnehmerInnen lernen bei uns, wieder einem geregelten Tagesablauf nachzugehen, pünktlich zu sein und einen 8-Stunden-Arbeitstag gut zu bewältigen. Die sozialen Kontakte stärken ihre Teamfähigkeit. Geregelte Pausenzeiten und Angebote wie Bewegungstraining unterstützen die TeilnehmerInnen dabei, auf sich und ihre Bedürfnisse zu achten“, sagt die Sozialarbeiterin Emily Hoffmann.

Und so spinnt die Nahtstelle ein Sicherheitsnetz aus neuen professionellen Perspektiven. Diese sind auch für die persönliche Weiterentwicklung von Menschen mit psychischen und sozialen Problemen von zentraler Bedeutung. „Die fertigen Produkte der Nahtstelle machen Fortschritte und Erfolge sehr rasch sichtbar. Gleichzeitig werden die Geschicklichkeit und Frustrationstoleranz kontinuierlich gesteigert. Manche TeilnehmerInnen wachsen über sich hinaus – sie meistern gegen Ende des Trainings Aufgaben, die am Anfang unvorstellbar zu sein schienen“, so Stefanie Bittenauer, fachliche Trainingsanleiterin in der Produktion der Nahtstelle. 

 

Im Augenblick sind rund 30 Personen im Arbeitstraining beschäftigt und werden von einem engagierten Team aus professionellen SchneiderInnen und SozialarbeiterInnen unterstützt. Sie erzeugen qualitätsvolle Produkte, die zu einem fairen Preis verkauft werden. Die Nahtstelle Linz bietet damit nicht nur sozialen Mehrwert, sondern ist auch ein gefragter Wirtschaftsbetrieb, erklärt Kathrin Wögerbauer, fachliche Trainingsanleiterin in der Produktion der Nahtstelle: „Industrienähereien, wie wir eine sind, gibt es in Linz bzw. Österreich kaum noch. Aufgrund unserer Größe können wir sowohl umfangreiche Aufträge annehmen als auch kleinere Produktionen flexibel abwickeln. Wir haben einen sehr gut ausgestatteten Maschinenpark und können dadurch auf unterschiedliche Wünsche der vielfach langjährigen KundInnen eingehen, die unsere Liefertreue und Qualität schätzen.

Die verarbeiteten Stoffe stammen aus österreichischen und deutschen Webereien, produziert wird nach hohen sozialen, arbeitsrechtlichen und umweltschonenden Standards. Ob GroßkundInnen, Kleinunternehmen oder öffentliche Betriebe – die AuftraggeberInnen der Nahtstelle sind so vielfältig wie ihre Produkte. Die Bandbreite reicht von Bett- und Tischwäsche über Arbeitsbekleidung bis zu kreativen textilen Schöpfungen wie etwa Einkaufstaschen, Duftkissen oder Scrunchies.

Der Name Nahtstelle wurde ganz bewusst gewählt – als Symbol für Verknüpfendes und Haltgebendes.  

Die Nahtstelle verkörpert für uns einen Ort, an dem jede/r wachsen kann, einen Ort, der eine Verbindung von Erkrankung und Berufsleben ermöglicht, und einen Ort, an dem jede/r so sein darf, wie er/sie ist.“

13. Juli 2023

Psychosoziale Arbeit und Kunst wunderbar vereint

Das muss ich euch erzählen, weil ich immer noch so beeindruckt bin. Neulich war ich auf einer Kunstausstellung in der Vöcklabrucker Stadtgalerie Lebzelterhaus. Unter dem Titel „Werkschau“ wurden vom 12. bis zum 24. Juni 2023 künstlerische Fotografien von Julie May Queen gezeigt, die ab den 1990er-Jahren bis heute entstanden sind. Die tollen Werke der Künstlerin brachten mich richtig ins Staunen, welch kreative Köpfe bei pro mente OÖ arbeiten, denn Julie May Queen ist nicht „nur“ eine sehr talentierte Künstlerin, sondern eine ebensolche Fachtrainerin für den Dienstleistungsbereich „(textile) Fertigung“ des Arbeitstrainingszentrums (ATZ) Vöcklabruck.

Julie May Queen
Julie May Queen

Julie ist in London geboren, anschließend in Vöcklabruck aufgewachsen. Nachdem sie in Wien die Modeschule Hetzendorf absolvierte, führte sie ihr weiterer Karriereweg ins In- und Ausland, wo sie unter anderem als Bühnenbildnerin an Opernhäusern und Theatern arbeitete.

Durch ihre Kunst lernte Julie May Queen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten kennen. Sie konnte Projekte mit Christian Ludwig Attersee, Hermann Nitsch, Roman Polanski, Ulrich Seidl, Vivienne Westwood und Alan Parsons Project verwirklichen, um nur einige berühmte Namen zu nennen.

Außerdem durfte Julie mit ihrer Kamera Prominente wie die mehrfache Grammy-Preisträgerin Chaka Khan, Schauspieler Tobias Moretti, Leichtathlet Edwin Moses (der unter anderem zweimal Olympiasieger wurde), Nobelpreisträger Sir Paul Nurse und noch einige mehr festhalten.

Auch für Film- und TV-Produktionen kam Julies Kreativität schon zum Einsatz. Haltet euch fest, jetzt kommt’s... ja sogar für HOLLYWOOD hat Julie May Queen bereits gearbeitet! 😮 Sie stattete nämlich den Hollywood-Film „The Reader“ mit ihren kunstvollen Fotografien aus.

Dass Julie für ihre Kunstwerke auch bereits Auszeichnungen in Wien und Barcelona bekommen hat, wundert jetzt bestimmt niemanden mehr, oder?

Auf ihren eindrucksvollen Lebenslauf angesprochen, meinte Julie zu mir, dass sie zwei große Lieben im Leben hat: das Soziale und die Kunst. Durch ihre Arbeit im ATZ Vöcklabruck von pro mente OÖ kann sie beide Lebensleidenschaften wunderbar miteinander verbinden. Was für ein Glück für die KollegInnen und die TeilnehmerInnen im ATZ Vöcklabruck!

Aktuell arbeiten sieben Arbeitstrainings-TeilnehmerInnen mit Julie als Trainerin in der textilen Fertigung zusammen. Es entstehen hier so wohlklingende Produkte wie z.B. das mit Zirbenflocken gefüllte Reinleinenkissen „Zirbelwind“ oder das „Heumännchen“, ein mit dem Produktnamen besticktes Vital-Duftkissen aus Leinen, das mit naturbelassenem Bio-Bergheu gefüllt ist. Die Produktpalette ist vielfältig. Generell liegt der Schwerpunkt aber auf Produkten, die der Entspannung und dem Entstressen im Alltag dienen sollen. Ganz toll finde ich, dass dabei sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass für die Verarbeitung nur hochwertige und regionale BIO-Naturprodukte zum Einsatz kommen. Die wunderschönen Produkte von Julie und ihren TrainingsteilnehmerInnen sind übrigens unter anderem hier erhältlich: REH-GAL Vöcklabruck, SKRIBO Vöcklabruck, Mini Markt Hotel Wesenufer, kaufdahoam.at

 

Ich lass euch nun zum Abschluss ein paar von Julies fotografischen Kunstwerken zum Bestaunen da. Lasst die Bilder einfach auf euch wirken…

28. Juni 2023

Zu Land und auf dem Wasser – Hauptsache zusammen

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Nach diesem Motto begaben sich 36 TeilnehmerInnen und deren Begleitpersonen von pro mente OÖ für einen Tagesausflug nach Gmunden.

Das Wetter spielte mit und bescherte der bunten Gruppe aus Grieskirchen frühsommerliche Temperaturen und Sonnenschein. Ein besonderes Erlebnis für alle, die das Miteinander im Alltag oft vermissen und nach den letzten Jahren erstmals wieder in Gesellschaft unterwegs sein konnten. Ein Spaziergang entlang der Esplanade gehörte genauso dazu wie die beschauliche Bootsfahrt an die Ostseite des Traunsees, wo sich die Ausflügler beim Hois’n Wirt stärkten. Während die einen das Zusammensein und den wunderschönen Ausblick genossen, wagten sich ein paar Mutige sogar noch in den See - strahlende Gesichter, wohin man blickte. 

Ermöglicht wurden diese Glücksmomente durch eine Spende der Firma Kellner&Kunz. Seit 2021 besteht eine Kooperation mit dem in Wels ansässigen Unternehmen, das TeilnehmerInnen von pro mente OÖ im Rahmen einer sogenannten Fähigkeitsorientierten Aktivität bzw. Integrativen Beschäftigung sowie Jugendliche des Angebots work.box vor Ort bei sich beschäftigt. Aufgrund der individuellen Bedürfnisse der einzelnen TeilnehmerInnen wird von beiden Seiten sehr darauf geachtet, wer, was, wie lange erledigen kann. Es geht darum, Verwiege- und Verpackungsarbeiten durchzuführen. Eine Arbeit, bei der große Genauigkeit und Zuverlässigkeit von den TeilnehmerInnen verlangt wird.

Für die beiden Kooperationspartner bedeutet die Zusammenarbeit mehr als ein Arbeitsübereinkommen. Es geht neben der Auftragsabwicklung um Wertschätzung, Sinnhaftigkeit und Rücksichtnahme. Miteinander für psychische Gesundheit ist im Rahmen dieses Projektes gelebte Realität und kein Werbegag.

Arbeiten gehen, etwas tun, wobei die Zeit wie im Flug vergeht, etwas Neues lernen und für sich erkennen, selbst etwas weitergebracht zu haben. Das sind die Gründe, warum die Plätze in dem Zubringerbus, der die TeilnehmerInnen zu Kellner&Kunz bringt, immer restlos besetzt sind 😉
„Es taugt mir so bei Kellner&Kunz, da hab‘ ich das Gefühl, dass ich in die Arbeit gehe und etwas Sinnvolles mache.“ Was braucht es da noch viele Worte.
Herzlichen Dank an die KollegInnen aus Grieskirchen für diesen Beitrag, der Lebensfreude für Menschen mit und ohne psychische Erkrankung zwischen Arbeit und Freizeit spürbar macht.

14. Juni 2023

Bewegungsfreude mit Gemeinschaftsgefühl

Heute steht bei mir „Sport und Spaß“ auf dem Programm. Unter diesem Motto treffen sich im Turnsaal des Peuerbach-Gymnasiums in Linz hochmotivierte SportlerInnen, die im Rahmen der Initiative pro sport von pro mente OÖ Fußball, Volleyball und Badminton spielen. pro sport ist Teil des Psychosozialen Treffpunkts Linz von pro mente OÖ. Dort erhalten Menschen in psychischen oder sozialen Krisen die Möglichkeit, unterschiedliche Freizeitangebote zu nutzen.

 

„Ich bin sehr kontaktfreudig und fühle mich allein zu Hause abgesondert. Ich mag Menschen und hier lerne ich immer wieder neue Leute kennen“, erzählt mir Hans, während er kleine Kunststücke mit dem Fußball vollführt.

Die vielseitigen körperlichen Aktivitäten im Repertoire von pro sport reichen unter anderem von Wandern und Gymnastik über Schwimmen bis zu Fußball oder Tischtennis. Die TeilnehmerInnen werden bei der Sportausübung auch von psychosozialem Fachpersonal begleitet.

„Im Zuge der sportlichen Betätigung werden soziale Kontakte geknüpft, das hilft gegen Einsamkeit. Gleichzeitig wird die psychische und physische Gesundheit gefördert. ‚Sport und Spaß‘ findet jeden Montag statt, das schafft Kontinuität, gibt Struktur und Halt. Nachdem das Angebot kostenlos ist, können auch sozial benachteiligte Menschen daran teilhaben. Im Sommer verlegen wir ‚Sport und Spaß‘ immer ins Parkbad, spielen Karten, Badminton, Tischtennis oder Volleyball, genießen das Wasser, die Sonne und das Gemeinschaftsgefühl“, schildert die Psychologin Martina Heiden, Mitarbeiterin von pro mente OÖ.

 

Zahlreiche Studien belegen, dass regelmäßiger Sport psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen lindern kann. Das Gehirn wird stärker durchblutet, der Körper schüttet Glückshormone aus, die Stimmung bessert sich, die Leistungsfähigkeit steigt und die Schlafqualität nimmt zu. Dabei ist nicht entscheidend, welcher sportlichen Aktivität man nachgeht – was zählt, ist die Begeisterung dafür, sagt Johannes: „Für den Körper und die Psyche ist es ganz wichtig, dass man sich bewegt und Spaß dabei hat!“ 

05. Juni 2023

filino Linz:

Ein harmonisches Zusammenwirken von großartigen Menschen und beeindruckenden Maschinen

Heute war ich zu Besuch im filino Linz.

Zuerst begrüßte mich Jennifer Bachner, die gute Seele vom filino Linz. Sie kümmert sich vorbildlich um ihr Team. Sie erledigt Anträge, füllt Formulare aus, springt ein, wenn Not an der Frau ist und unterstützt die filino Mitarbeiterinnen bei ihrer Tätigkeit.

Im Anschluss lernte ich den Leiter Herrn Michael Rameseder kennen, der mich freundlich in Empfang nahm und sich sehr über meinen Besuch im filino freute.

Zunächst bekam ich von Frau Bachner eine Führung durch die echt beeindruckend große Halle. Weiters gibt es ein großes Stofflager, einen Zuschnittsraum und viel Platz für alle Mitarbeiterinnen in einer großen Küche und einem Pausenraum.

In der großen Halle stehen unzählige Nähmaschinen und andere Geräte, die durch Programmierung viele Schritte automatisch machen können.

Aber das tollste Gerät war der Cutter! Dieser ist seit einem Jahr im Einsatz und war mit einem Anschaffungswert von € 90.000,- auch echt teuer. Mit seiner vollautomatischen Steuerung kann der Cutter mindestens 20 Schichten Stoff nach einem eingegebenen Schnittmuster zuschneiden. Ich durfte bei diesem Arbeitsschritt dabei sein.

 

Im filino werden viele Arbeitsaufträge realisiert, unter anderem für OP-Bekleidung und Nachthemden von der Kepler Universitätsklinik, die in beachtlich großen Mengen bei der Qualitätskontrolle bereit liegen.

Schließlich lernte ich Carina E. kennen. Eine sympathische junge Frau, die seit 2012 im filino Linz arbeitet.

Sie erzählte mir von ihrem Start bei pro mente OÖ als sie erst 22 Jahre alt war, eine Lehre als Damenbekleidungsschneiderin gemacht, aber wie das Leben so spielt, nicht abgeschlossen hat.

 

Aber sie blieb dran, es war ihr Traum diese Lehre abzuschließen und vor 2 Jahren war es endlich so weit, sie hat es geschafft – sie ist nun Damenbekleidungsschneiderin. Dann, nach dem Lehrabschluss, erfüllte sie sich ihren zweiten Traum – einen Hund – und zwar einen Australian Shepherd, der auf den Namen COBY hört – meistens jedenfalls. Wenn Carina von ihm erzählt, merkt man sofort, wie sehr sie an ihm hängt und wie stolz sie auf ihren Coby ist. Während sie in der Arbeit ist, kümmern sich ihre Eltern um den Vierbeiner, der eine richtige Schlafmütze ist. 

Carina hat auch schon mit ihrer Schwester eine Amerikareise gemacht, aber ihre Reiselust hält sich in Grenzen und jetzt wo Coby da ist, bleibt sie sowieso am liebsten zu Hause.

Ein Wunsch ist noch offen, einen Partner mit dem man durch dick und dünn gehen kann. Ich bin mir sicher, auch das wird noch in Erfüllung gehen, denn Carina ist eine hübsche und offene junge Frau.

 

Ich möchte mich ganz herzlich für den freundlichen Empfang im filino Linz und für das nette offene Gespräch bei Carina bedanken. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass auch ihre restlichen Wünsche noch in Erfüllung gehen – ich glaube fest  daran.

OP-Kleidung
OP-Kleidung
Nähplatz
Nähplatz

17. Mai 2023

Eine Arbeit mit Sinn und Mehrwert

Mein Blick hinter die Kulissen führte mich wie zuletzt in die Stadt Steyr, jedoch habe ich mir dieses Mal kein Wohnhaus, sondern einen Teil des Arbeitstrainingszentrums von pro mente OÖ, die DRUCKWERKSTATT, angesehen.

Hier werden hochwertige Drucksorten erstellt wie Flyer, Folder, Plakate, Visitenkarten uvm. Ziel der DRUCKWERKSTATT ist die Reintegration von Menschen mit psychosozialen Problemen in das Arbeitsleben.

Bei meinem Besuch hatte ich die Gelegenheit, mit dem Klienten Herrn V. zu sprechen: „Die Arbeit hier bringt mir wirklich sehr viel. Ich habe vorher 10 Jahre als Mechatroniker in der Privatwirtschaft gearbeitet. Nach meinem Burnout war ich komplett am Boden. Ich konnte nichts mehr tun, kam nicht mehr aus dem Bett, konnte nicht einkaufen. Das Essen ließ ich mir von einem Lieferservice bringen. Ich bin froh, dass ich von dem Angebot der DRUCKWERKSTATT erfahren habe. Hier kann ich gut arbeiten, kann mich bei Problemen jederzeit an SozialarbeiterInnen wenden und kann auch während der Arbeitszeit Psychotherapie in Anspruch nehmen. Die Arbeit kann ich mir gut einteilen. Mir ist es wichtig, dass ich eine Beschäftigung habe, das ist gut für Menschen. Man ist nie alleine, man hat Verantwortung, aber auch nicht zu viel, damit man nicht gleich wieder überfordert ist.“ Neben seiner Beschäftigung im Arbeitstrainingszentrum nützte Herr V. die Zeit für eine berufliche Neuorientierung. Er möchte in die IT-Branche wechseln.

Ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute und bin optimistisch, dass Herr V. seinen Weg macht.

 

04. Mai 2023

Besuch im neuen Wohnhaus Steyr

Ich muss schon sagen: Wunderschön ist es, das neue Wohnhaus von pro mente OÖ in Steyr. Im März sind die BewohnerInnen umgezogen und – auch wenn am Anfang so manche/r skeptisch war – jetzt fühlen sich alle pudelwohl. Die neuen Zimmer sind sehr hell und räumlich großzügig angelegt. Besonders schön finde ich die offene Küche im Erdgeschoß mit dem Essbereich im Anschluss. Daneben ist gleich noch ein kleiner Fernsehraum, der total gemütlich wirkt.

Nachdem mich die Leiterin des Wohnhauses, Gaby Kolland, durch die Räumlichkeiten geführt hat, habe ich auch noch mit Herrn S. gequatscht. Er hat zur Zeit einen Übergangsplatz im Wohnhaus, hofft aber, dass er fix dort bleiben kann. Am liebsten sieht er fern – besonders die Serien „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „MacGyver“ haben es ihm angetan, am Abend schaut er aber jeden Tag die Nachrichten. Er liest gerne Zeitung, geht gerne im nahgelegenen Tabor einkaufen, Highlight ist aber immer das gute Essen im Wohnhaus. „Ich bin eher ein ruhiger Typ und rede nicht so viel. Im neuen Wohnhaus finde ich es sehr schön. Ich mag es vor allem, weil es so schön hell ist“, sagt Herr S.

 

Nach diesen netten Eindrücken bin ich wieder nach Hause gefahren, hab‘ den Fernseher eingeschaltet und gucke gerade „MacGyver“ 😊.

17. April 2023

Georg von Gilgenberg - mit dabei am 5. Mai beim Frühlingsmarkt

Auf Einladung von Georg war ich kürzlich zu Besuch am Integrationshof Gilgenberg.

Nahe der deutschen Grenze gelegen, lässt es sich hier richtig gut zur Ruhe kommen. Wiesen, Wälder und Felder so weit das Auge reicht, traumhafte Natur rundherum, eine Idylle, wo Fuchs und Henne sich gute Nacht sagen.
Aber der erste Eindruck kann gewaltig täuschen, denn ganz so beschaulich geht es nicht immer zu am Integrationshof.

Schon gar nicht seit Georg 2021 hier eingezogen ist. Zusammen mit ihm kam nämlich auch sein großes Hobby die Bastelei nach Gilgenberg.
Vor dem Hof lagert und trocknet fein säuberlich geschlichtet Schwemmholz, das ein Freund des Hauses regelmäßig aus Inn und Salzach fischt. Ein Fundus, aus dem Georg immer wieder seine Grundlagen für neue Kreationen schöpft.

Mein Treffen mit ihm beginnt daher gleich da, wo häufig das künstlerische Schaffen seinen Ausgang nimmt, bei einem natürlich geschwungenen Stück Holz, das gleich an den Körper eines Drachen erinnert. Für mich hätte es das Potenzial für einen Lindwurm und da pflichtet Georg mir sogar bei.

Wir nehmen das Holz mit hinein in den Arbeitsraum, wo sich schnell zeigt, womit Georg seine Zeit verbringt. Von der Decke hängt ein feuerspeiender Drache, auf dem Regal stehen eine Burg, Türme, Ritter und Gefolgsleute, nicht aus Holz, dafür aus Filz. Auf einem anderen Tisch die bemalten Blumentöpfe, die eigentlich als Aschenbecher dienen. Direkt am Fenster eine große Kirche, ein alter Steyrer Traktor mit gefedertem Sitz.

Yesss, ich habe es sofort erkannt, dass da eine Kugelschreiberfeder im Spiel ist 😉 Georg schmunzelt.

Und da, das müsse ich mir ansehen, sagt Georg und hält eine Figur in Händen.

 

Ein Schamane...

Mit dem Körper einer Plastikdose, eine Styroporkugel als Kopf, Filzmaterial als Kleidung, der Stab aus Schwemmholz, so wie die Füße. Oder sind die nicht aus PVC? Das Dekomaterial, das ist kein Müll sondern ist gekauft, so wie auch der Pfeifenputzerdraht. Sowas gibt’s bei Tedi.
Wenn übrigens Katrin Dienst hat in Gilgenberg, dann kann es ein, dass die beiden eine kleine Shoppingtour ins nahe Braunau machen und sich mit Bastel- und Dekomaterial eindecken.

Da strahlen Georgs Augen.

Während Georg mir von seinen Ideen und Plänen erzählt, schweift sein Blick durch die großzügige Glasfront hinaus in den Hof, wo ein paar der anderen Mitbewohner in der Sonne sitzen.
Ansteckend sei das nicht mit dem Basteln. Eher skeptisch werde Georg manchmal beäugt ob seiner Energie und Lebensfreude, seinem unbändigen Spaß am Werkeln, am liebsten bis in die Nacht hinein. 

Was er sich wünscht?

Mehr Platz für seine Werke, eine richtig große Burganlage möchte er bauen.

Dann sollten auch viele Besucher nach Gilgenberg kommen am 5. Mai, denn da findet von 13:30 – 16:30 ein Frühlingsmarkt statt. In gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen können Besucherinnen und Besucher selbstgemachte Werkstücke kaufen. Wie z.B. Skulpturen aus Holz und Metall, Filzarbeiten, Keramik vom Erlenhof oder auch Basteleien vom Back up.
Georg freut sich über Menschen, die sich für sein Schaffen interessieren. Wem etwas gefällt, dem macht Georg eine besondere Freude und schenkt es ihm kurzerhand. Verkaufen ist nicht sein vorrangiges sein Ziel, dafür macht er das alles nicht.

Daher bin auch ich nicht mit leeren Händen aus Gilgenberg abgefahren, sondern mit ein paar Osterhasen aus Holz für mein Zuhause.

Und was gibt es sonst noch so in Georgs Leben?
Regelmäßig geht er raus zu den Schafen und Hühnern, die ebenfalls am Hof leben, um sie zu füttern. Mit seinem Radl ist er gerne unterwegs, weil es sich mit Motor auch super vorwärtskommen lässt.

Ja und wenn sich sonst was tut, egal ob Faschingsparty bei der Feuerwehr oder in der Tagesstruktur von pro mente, ein Ausflug nach Burghausen zum Mittelalterfest, Nikolaus und Krampuskränzchen, Georg ist immer gerne mit dabei.

Es war ein besonderer Nachmittag, den ich dank Georg in Gilgenberg verbringen konnte.

 

Es freut mich, jemanden kennengelernt zu haben, der sprüht vor Lebensfreude und Energie, jemanden, der jetzt sein Leben in der Hand hält und sein Glück noch dazu, auch wenn es in der Vergangenheit nicht immer nur sonnige

Tage gab.

  

 

Alles Gute Georg, weiterhin und viel Spaß bei deinem kreativen Schaffen!

12. April 2023

Live beim 20. pro Sport Austria Cup

 

 

Am 3. April verschlug es mich in das schöne Städtchen Steyr – der Grund war ein durch und durch sportlicher: Zum 20. Mal fand der pro Sport Austria Cup in der Steyrer Stadthalle statt. Den ganzen Tag spielten KlientInnen und BetreuerInnen Seite an Seite miteinander Fußball. Besonders schön war, dass auch Mannschaften aus Tschechien und Deutschland angereist waren.

 

 

 

Die Stimmung war echt toll und die Teams legten sich beim Spielen voll ins Zeug.

Ein Highlight war auch eine Tanzeinlage zwischen den Spielen. Beim Finale ging es dann wirklich um die Wurst: Die Bad Tölzer spielten gegen den SKV Steyr, der sich dann am Ende den verdienten Heimsieg beim Siebenmeter-Schießen holte. Da freuten sich natürlich die Einheimischen, darunter auch ein paar Profis von Vorwärts Steyr (die übrigens auch auf ihrer Webseite darüber berichten: https://www.vorwaerts-steyr.at/2023/04/05/heimsieg-beim-pro-sport-austria-cup/).

 

Gegen 17h gab es dann die Siegerehrung und danach wurde richtig lecker geschmaust.

Ich freue mich total auf den 21. Cup im Jahr 2024.

 

25.Jänner 2023

Terminkalender 2024

2024 wird ein besonderes Jahr.

Nicht nur, dass pro mente OÖ 60-jähriges Bestehen feiert, sondern dass der Verein Geschichte teilen und pro mente OÖ ein gemeinsames Kalenderprojekt zum Thema Demenz und Erinnerungen realisieren.

 

 

Der Verein Geschichte teilen sammelt und archiviert alte Fotos aus Oberösterreich für die nächsten Generationen und bewahrt so ein wichtiges Stück Erinnerung an damals. Tausende Follower auf Facebook zeigen Interesse an den veröffentlichten Fotos und beweisen so, dass Geschichte ein sehr lebendiges Thema ist. Johannes Gstöttenmayer vom Verein Geschichte teilen machte Ende letzten Jahres den 1. Schritt in Richtung eines gemeinsamen Kalenderprojektes unter Einbindung der Initiative liebedasleben.at.
Ich freue mich natürlich sehr und bin stolz, daran mitwirken zu dürfen!

 

Aufgrund der eigenen Familiengeschichte sind Johannes Gstöttenmayer die Themen Demenz und Aktionen gegen das Vergessen oder Vergessen werden ein großes Anliegen.

Als Gesichter des Projektes führen er selbst (Verein Geschichte teilen) und ich (pro mente OÖ) durch den Terminplaner. 52 Wochen werden illustriert mit alten Fotos Ansichten und zeigen den Alltag von damals. Lebensfreude anno dazumal, sozusagen. Ergänzt durch historische Informationen, was denn damals wie oder wo war und wie auch damals die Lebensfreude spürbar wurde, wird es letztendlich nicht nur ein gewöhnlicher Jahreskalender sein, sondern ein ganz besonderes Büchlein, das das Jahr 2024 überdauern wird.

Kontakte:

Solltest Du alte Alben und Fotos haben, die sie dem Verein Geschichte teilen zur Verfügung stellen möchten (diese werden lediglich eingescannt und auf digital archiviert) kontaktiere bitte Johannes Gstöttenmayer, email: fotoarchiv@geschichteteilen.at

 

Bei Interesse an einer Mitwirkung, am Kauf von Terminplanern, an einem Sponsoring oder einer Spende für das Projekt oder für allgemeine Fragen wende dich bitte an Lucia Mayerhofer mayerhoferl@promenteooe.at

31.Oktober 2022

Einfach selbst etwas Gutes tun

Strahlende Gesichter bei der Spendenübergabe
Strahlende Gesichter bei der Spendenübergabe

Diese Idee kam Herrn Pesendorfer aufgrund seiner Aktivität beim Dartverein Glücksritter in Steyrermühl.

Der Verein macht ein jährliches Benefizturnier.

 

Warum nicht selbst für etwas Wichtiges Spenden sammeln? Ich könnte ja auch ein Benefizturnier mit einer Tombola machen und den Erlös an pro mente OÖ spenden? Gesagt – getan.

 

Kürzlich war es Herr Pesendorfer selbst, der seine Spende für einen guten Zweck übergeben konnte und zwar an pro mente OÖ, wo er seit vielen Jahren in Gmunden tätig ist.

 

Andreas Pesendorfer ist seit 2016 im Bereich der Fähigkeitsorientierten Aktivität eingebunden und hat da schon in allen Bereichen mitgearbeitet.

Er ist im „Mobilen Markt“ mitgefahren, hat in der Küche mitgewirkt und ist auch in der Werkstatt bei

den Montagearbeiten für verschiedene Firmen fleißig und aktiv. Der Auftrag der Firma Fronius gefällt ihm besonders gut.

 

 

Über sein Engagement und die Organisation der Spendenaktion sagte er im Rahmen der Spendenübergabe:

„Ein wenig anstrengend war das schon. Für das Sammeln für die Tombola hab ich schon einige Zeit gebraucht.“

Aber der enorme Einsatz hat sich gelohnt.

Mit Stolz und großer Freude konnte Andreas Pesendorfer die Spende von € 350,- an die Teamleitung

Kristine Pointl und den Regionalleiter Valentin Schweitzer übergeben.

„Das war eine großartige Idee und eine beeindruckende Leistung“ lobte der Regionalleiter

bei der Übergabe, „ich freue mich sehr darüber.“

 

04. Oktober 2022

Backe, backe, Kuchen

 

 

 

An der Stelle in unserem Interview für den PsychoCheck, als Brigitta – Gitti - Schickmaier sagte, sie würde gelegentlich mit ihren Torten sprechen, mussten wir beide lachen.  Wir einigten uns aber schnell, das nicht an die große Glocke zu hängen und schon gar nicht als Headline für diesen Artikel zu verwenden 😉

 

 

 

 

Dennoch, es gehört erwähnt, weil es ist unübersehbar, dass sie eine recht innige Beziehung zu ihren kulinarischen Kunstwerken hat. Jede Kreation ist einzigartig und allein für die Person, den Anlass gezaubert, für den sie bestellt wird. Hochzeit, Jubiläum, Taufe, Geburtstag oder andere Feierlichkeiten, die nach einer Mehlspeise aus der Konditorei der besonderen Art verlangen.

Als Brigitta Schickmaier mit 23 Jahren fertig ausgebildete Zuckerbäckerin war und kurz davor stand, ihre eigene Konditorei zu eröffnen, schlug sie dann doch einen ganz anderen Weg ein.

Eine Entscheidung, die sich für die heute vielfach ausgezeichnete Konditorin immer noch genau richtig anfühlt. Es ist eine „Back“- Mischung aus mehreren Zutaten, in denen sie heute kräftig umrührt. Natürlich, die Mehlspeisen stehen immer noch an 1. Stelle. Aber auch das Unterrichten, das Coachen, das Trainieren mit und das Motivieren von  - jungen - Menschen, die versuchen, in ihre Fußstapfen zu treten, möchte sie nicht missen.

 

Obwohl diese Fußstapfen sind schon seeeehr groß!

 

Wer die quirlige und sympathische Powerfrau aus Pettenbach bis dahin nicht kannte, der erlebte sie vielleicht Anfang 2022 in Aktion, als Jurorin der RTL Sendung Master of Sweets. Das war auch ein Highlight im Leben von Brigitta Schickmaier.

 

Master of …. desaster

Brigitta Schickmaier hat viel zu erzählen, Spannendes, Interessantes, Bewundernswertes, Vorbildhaftes, private und familiäre Highlights, und auch Berufliche … so wie die Story rund um ihre letzte Auszeichnung zum Cakemaster 2018. Mit diesem Titel beendete sie ja offiziell ihre Teilnahme an Konditoren-Wettbewerben. Eine Entscheidung, die sie konsequent verteidigt.

Aber warum eigentlich?

Damals 2018 bei der Anreise zum Cakemaster war noch alles in bester Ordnung, das Kunstwerk sicher im Auto verstaut und ein weiterer großer Titel in Reichweite. Doch dann – der Schreck -  das Kunstwerk zerbrach kurz vor der Präsentation in seine Einzelteile.

Aber Brigitta Schickmaier wäre nicht Brigitta Schickmaier, hätte sie nicht immer entsprechendes Reparaturmaterial mit. Was sie ebenfalls hat, das ist ein guter Draht „nach oben“ und einen starken Willen, der sie nie aufgeben lässt. So schickte sie also ein Stoßgebet ab und einen Dealvorschlag, nämlich nie mehr wieder an einem Contest teilzunehmen, würde sie nur diese Scherben wieder rechtzeitig zu einer herzeigbaren Kreation zusammenfügen können.

Während die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Kopf schüttelten und die Favoritin wohl am liebsten aus dem Rennen gewünscht hätten, baute Gitti alles wieder auf und sicherte sich zur Überraschung aller auch noch den Sieg!

Das war der letzte Titel in ihrer Karriere – Cakemaster 2018.

 

Ja ist ja und nein ist nein

Konsequenz gilt als wichtiger Antrieb in ihrem Leben, genauso wie ein Maß an Durchhaltevermögen, Kampfwillen, aber auch ganz viel Herz und Gefühl – ja das Bauchgefühl, das ist ihr auch ganz wichtig.

 

Dahoam

Brigitta Schickmaier ist durchaus als bodenständig zu bezeichnen, fest verwurzelt in ihrer Heimatgemeinde, engagiert und hilfsbereit. Den Monat 2020, den sie für ein Sozialprojekt im weit entfernten Kongo verbachte, kann man so gesehen wohl als „Ausrutscher“ bezeichnen. Aber für sie selbst war es eine enorme Lebenserfahrung.

Familiärer Zusammenhalt als Energiequelle ist ebenfalls ein großes Thema. Dafür investiert Brigitta Schickmaier gerne Zeit, etwa, um täglich zu Mittag für den erweiterten Drei-Generationen-Haushalt frisch aufzukochen.

Vorspeis' – Hauptspeis' – Nachspeis' – das volle Programm, versteht sich von selbst.

 

Nachhaltigkeit

Was macht eigentlich eine gute Mehlspeise aus? Für Brigitta Schickmaier ist ein gutes Backwerk die Basis dafür, dass es schmeckt. Bio und Regionalität sind daher in ihrem Betrieb genauso selbstverständlich wie Nachhaltigkeit. Dass genau während unseres Gesprächs der Nachbarbauer klingelt und die Eier liefert, passte natürlich perfekt ins Bild. Ebenso die Schweine, die einen schon bei der Zufahrt aus dem offenen Stall heraus angrunzen.

Energieautonomie und Energieressourcen schonen, das sind obendrein die Steckenpferde von Gittis Ehemann.  Durch Investitionen in ökologische Einrichtungen haben es die Schickmaiers geschafft, die Konditorei energieautark zu gestalten. Das heißt, die gesamte Energie (Strom, Wärme, Treibstoff ) wird am Betrieb durch PV Anlagen, ein Windrad, eine Hackschnitzelheizung und drei Pflanzenölpressen erzeugt. Die beiden Söhne stehen ebenfalls hinter diesem Konzept, wenngleich beide bereits ihre eigenen beruflichen Wege gehen.

 

Das liebe Geld

Darum ist es Brigitta Schickmaier nie gegangen, sagt sie. Wer richtig viel verdienen will, sollte sich wohl einen anderen Lehrberuf als den der Konditorin aussuchen. Das war von Anfang an klar.

Aber wie eingangs erwähnt, die Entscheidung Konditorin zu werden, war ein reines Bauchgefühl, die Erfüllung, Spaß und Freude am Tun. Das Künstlerische sei sicher das Erbe ihres Opas, dessen wunderschöne Handschrift sie ebenfalls bekommen hat und die nun ihre Torten ziert, ist sie überzeugt.

Alles andere war nicht geplant, sondern entstand aus einer Kombination von Fleiß, Ehrgeiz und ab und an auch einer Portion Glück – dem Glück der Tüchtigen.

 

Geheimnisse

Beim Backen hat sie keine Geheimnisse. Ihre Schülerinnen und Schüler, die sie für Lehrabschlussprüfungen oder Wettbewerbe wie die World Skills trainiert und vorbereitet, dürfen ausnahmslos von ihrem reichen Erfahrungsschatz profitieren. Einzig die Rezeptur ihrer Schokotrüffeltorte, die Basis der meisten ihrer Auftragstorten ist, wird nicht verraten – leider auch nicht an dieser Stelle 😉

 

Vielen Dank für das Kennenlernen und all die Einblicke in das Leben einer Konditorin der anderen Art!

23. Juni 2022

Lichtblick für „Lahmschneckentage“

Im Gespräch mit Christa Mayrhofer von ELCO/KICO in Wels
Im Gespräch mit Christa Mayrhofer von ELCO/KICO in Wels

Heute bin ich in Wels zu Gast.

Ich besuche den allerersten ELCO/KICO-Standort, den pro mente OÖ ins Leben gerufen hat. ELCO/KICO bedeutet Elterncoaching/Kindercoaching für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil. In der Pollheimerstraße 15 angekommen, öffnet mir Christa Mayrhofer mit einem warmen Lächeln die Tür. Seit acht Jahren berät die Diplomsozialarbeiterin psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder, aber auch gesunde PartnerInnen, Verwandte und nahe Bezugspersonen. Ein kleines Mädchen ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben: „Ihr Vater litt an schweren Depressionen. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, Kindern die Erkrankung ihrer Eltern altersgerecht zu erklären. Das Mädchen fand dann einen eigenen Namen für die schlechten Phasen ihres Vaters – sie nannte sie ‚Lahmschneckentage‘.“ 

Um diese „Lahmschneckentage“ bestmöglich zu bewältigen, gehen die ELCO/KICO-BeraterInnen in Einzel- und/oder Familiengesprächen auf individuelle Bedürfnisse ein. Je nach Alter der Kinder wird die Situation auch in Form von spielerischen, erlebnispädagogischen und kreativen Ansätzen aufgearbeitet.

„Wir bemühen uns darum, dass Kinder auch unter schwierigen Umständen gut aufwachsen können. Wir stärken das Selbstwertgefühl, wir sprechen über Empfindungen und Sorgen, wir erheben, welche gesunden Bezugspersonen zur Verfügung stehen, wir nehmen zu Kindergärten und Schulen Kontakt auf, wir entwickeln Krisenpläne für Notfälle“, erzählt Christa.

Das 2014 in Wels gestartete Projekt ELCO/KICO erhielt aufgrund des großen Bedarfs im Jahr 2019 auch Zweigstellen in Linz und Steyr sowie 2021 in Gmunden, Freistadt und Braunau. Für seine Pionierarbeit wurde der ELCO/KICO-Standort Wels auch mit dem Kinderschutzpreis Liberto ausgezeichnet.

„Ein junger Bub hatte große Schwierigkeiten in der Schule. Wir haben mit den LehrerInnen geredet und dem Jungen geholfen, mit seinen Gefühlen besser umzugehen. Als mir die Mama schließlich berichtet hat, dass sich alles zum Positiven verändert, habe ich mich sehr gefreut“, erinnert sich Christa. „Und eine 14-Jährige hat die große Scheu vor der Beratungssituation völlig verloren und mir gesagt, dass sie jetzt weiß, wohin sie gehen kann, wenn es ihr nicht gut geht.“

Nachdem Christa so motivierende Rückmeldungen schildert, verstehe ich umso mehr, warum sie so viel Herzblut in ihren Beruf, ja ihre Berufung steckt.

Wenn ich daran denke, dass in jeder 25-köpfigen Schulklasse durchschnittlich vier Kinder sitzen, deren Mütter oder Väter psychisch erkrankt sind, wird klar, welch unschätzbaren Wert ELCO/KICO hat.

Danke liebe Christa, dass du mir einen Einblick in deine tägliche Arbeit gegeben hast! Mit einem warmen Gefühl im Bauch mache ich mich wieder auf den Weg. 

9. Juni 2022

Zu Besuch im Ego – Beratungsstelle für Suchtfragen in Braunau

Roland von der Alkoholberatung im Ego-Braunau
Roland von der Alkoholberatung im Ego-Braunau

 

Letztens hat es mich in das schöne Braunau verschlagen. Ich habe gleich einmal die Zeit genutzt, um das Ego, eine Beratungsstelle für Suchtfragen, zu besuchen.

Das Tolle an diesem Angebot ist, dass dort nicht nur suchtkranken Menschen geholfen wird, sondern auch deren Angehörigen. Hier arbeiten sieben Personen mit drogen- bzw. alkoholsüchtigen Personen.

 

 

 

Im Ego habe ich mit Roland gesprochen, er ist in der Alkoholberatung tätig.

Seit Corona haben sich vor allem mehr Angehörige von Suchtkranken bei ihm gemeldet, weil Corona viele Alkoholprobleme erst sichtbar gemacht hat – die Leute waren ja auch mehr daheim. „Oft sind die Angehörigen auch überrascht, dass nicht nur den Betroffenen, sondern auch ihnen von uns Hilfe angeboten wird“, sagt Roland. „Corona hat das Suchtverhalten verändert: Es gab auf jeden Fall AlkoholikerInnen, die aufgrund der erhöhten Belastungen mehr getrunken haben. Aber es gab auch einige, die weniger tranken, weil die ‚soziale Komponente‘ – also der gesellschaftliche Druck, etwas trinken zu müssen – weggefallen ist. Sie mussten sich nicht mehr beweisen und der soziale Rückzug hat ihnen sogar gut getan. Für einige unserer KlientInnen ist der Alltag ohne Corona sogar belastender.“

 

Die Arbeit in der Corona-Zeit war und ist immer noch herausfordernd, dennoch gibt es auch positive Aspekte: „Vorher dachten wir uns, dass eine Beratung via Internet oder Telefon nicht möglich ist. Jetzt sehen wir es als eine gute Erweiterung unseres Angebots. Wir sind spontaner und flexibler aufgestellt und können den Menschen noch niederschwelliger helfen“, erzählt Roland. „Aber natürlich bevorzugen wir in der Beratung das face-to-face-Gespräch. Vieles passiert ja über Körpersprache und man muss als BeraterIn sehr feinfühlig sein. Über das Internet bzw. das Telefon ist eine Kommunikation oft einfach schwieriger.“

 

 

Vielen Dank, Roland, dass du dir für mich Zeit genommen hast und mir auch erklärt hast, dass eine Suchterkrankung keine Schande ist.

Wichtig ist vor allem, sich rasch professionelle Hilfe zu suchen – das gilt auch für Angehörige.

pro mente OÖ bietet in ganz Oberösterreich niederschwellige Suchtberatung.

 

Hier kommst du zu den Angeboten aus dem Bereich Sucht von pro mente OÖ. 

25. Mai 2022

„Die Menschen sehnen sich nach Gesellschaft“

Wer in Steyr lebt, oder dort öfter zu tun hat, der ist sicher schon einmal daran vorbeigefahren – beim Psychosozialen Treffpunkt (PST) in Steyr in der Spitalskystraße 12.

Hier können sich Menschen ganz unkompliziert treffen und miteinander reden, kochen und gemeinsam Freizeitaktivitäten und Ausflüge unternehmen.

Ich habe dort die Mitarbeiterin Klaudia Nigl getroffen. „Corona hat bei vielen Menschen den Alltag durcheinander gebracht – so auch bei den Menschen, die uns regelmäßig besuchen. Viele unserer TeilnehmerInnen sind noch verunsichert und haben Angst vor Corona, einigen ist das Virus egal. Die Herausforderung besteht darin, dass wir ja für alle Menschen da sein wollen – die richtige Balance ist da wichtig“, sagt Klaudia. „Grundsätzlich merken wir aber in unserer Arbeit: Die Leute sehnen sich nach Gesellschaft und Gemeinschaft.“

 

Nachdem mir Klaudia den Standort gezeigt hat – das Haus ist übrigens der Hammer - habe ich noch mit einigen TeilnehmerInnen gesprochen.

Herr G. hat mir erzählt, dass er nach dem Tod seiner Frau in eine Wohngemeinschaft der Volkshilfe gezogen ist. Er liebt die Fotografie und hat sogar schon bei Ausstellungen mitgewirkt.

Frau C. ist seine beste Freundin und seine Nachbarin. Wie auch Herr G. kommt sie jeden Tag zum PST in Steyr. Dort kocht sie vor allem sehr gerne für die anderen und genießt die Gesellschaft.

Herr K. ist bereits seit Beginn (rund 20 Jahre) täglich dort. Die Leute hier seien schon so etwas wie seine zweite Familie. Mittlerweile unterstützt Herr K. auch die MitarbeiterInnen bei Büroarbeiten. Er ist leidenschaftlicher Fußball- und Kegelfan. Im PST hat er Gleichgesinnte getroffen. „Besonders gerne erinnere ich mich an die gemeinsamen Urlaube“, sagt Herr K. „Wir haben bereits einen Städteurlaub in Österreich gemacht und waren sogar schon einmal in der Türkei.“

 

Nach dieser herzlichen Begegnung habe ich wieder den Heimweg angetreten, werde den Psychosozialen Treffpunkt in Steyr aber sicher bald wieder besuchen.

12. Mai 2022

Was tut sich eigentlich im Freiraum+

Kennt ihr schon den Freiraum+ im Paul-Hahn-Center in Linz?

Ich habe ihn für euch mal besucht und ein paar Impressionen mitgebracht.

 

Der Freiraum+ ist ein niederschwelliges Angebot von pro mente Jugend. Teilnehmen können Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahre, die eine Beschäftigung suchen und sich ein bisschen etwas dazu verdienen möchten. Gemeinsam mit den BetreuerInnen können sich die Jugendlichen in verschiedenen Tätigkeiten probieren oder zu den Themen Ausbildung und Beruf beraten lassen. 

 

Geöffnet ist der Freiraum+ fünf Tage die Woche.

Es kann zwischen der Küche, dem Kreativbereich und der Werkstatt als Tätigkeitsbereich gewählt werden. In der Küche kochen die Jugendlichen gemeinsam mit den BetreuerInnen das gemeinsame Mittagsessen, das dann gemeinsam verschmaust wird.

Danke an das Team, dass ich bei euch vorbeischauen durfte und ihr mir die Türen des Freiraum+ geöffnet habt!


Ansprechpersonen und Kontaktdaten findest du hier.

28. April 2022

Unser Leben ist wieder bunt – DANKE für die Unterstützung 🧡💛💚💙💜

Hinter den Kulissen von pro mente OÖ, also an ungefähr 180 Standorten in ganz Oberösterreich, spielt das wahre Leben.
Da geht es um alles, nämlich um das Wichtigste!
Um die Menschen, die zu uns kommen und Unterstützung brauchen.
Hinter den Kulissen geht es um Einzelschicksale, individuelle Lebensgeschichten, die sich dann eingliedern in Einheiten wie einem Arbeitstrainingszentrum, einem Wohnhaus oder wie im Fall von David dem Übergangswohnen.

Hier konnte David endlich ankommen.

Nachdem über Jahre hinweg nicht wirklich klar war, was mit ihm los ist, weil Anzeichen nicht richtig gedeutet, Diagnosen erst viel zu spät gestellt wurden, gestaltete sich die Situation äußert schwierig. Mit viel Mühen hatte er zwar nach einer vorerst abgebrochenen Gärtnerlehre eine technische Lehre abgeschlossen. Dennoch war allen klar, dass es so nicht weitergehen konnte.
Die zahlreichen Arztbesuche und stationären Krankenhausaufenthalte brachten die gesamte Familie nahe an die Belastungsgrenze. Sie wusste keinen Rat mehr, wie David zu helfen war. Die Lage zu Hause spitzte sich dermaßen so, dass David dort nicht mehr bleiben konnte.
Glücklicherweise erfuhr die Familie von den Angeboten von pro mente OÖ und erhielt schon bald die erlösende Nachricht, David dürfe im Übergangswohnen einziehen.
Dieser Schritt war nicht nur für ihn selbst ein Wichtiger, sondern auch für die Familie, die durch den Kontakt viel Hilfreiches über die Erkrankung ihres Sohnes erfuhr, und auch durch den gewissen Abstand wieder selbst Luft zum Atmen bekam.
Der gut abgestimmte Mix an Betreuung, Förderung und Unterstützung half David, sich soweit zu stabilisieren, dass er heute auf dem Sprung ist in eine eigene Wohnung.
Die mobile Hilfe vom Team pro mente OÖ wird er aber auch künftig in Anspruch nehmen, da sie ihm Sicherheit gibt und eine gewisse Vertrautheit.

Wir wünschen David alles Gute auf seinem Weg und danken seinen Eltern für die berührenden und offenen Worte ihres Dankschreibens.
Danke auch, dass wir die Geschichte veröffentlichen dürfen!

14. April 2022

Robert Kratky - Der Weckermann und sein Seelenleben

Im Zuge meines Interviews für die dritte Ausgabe des PsychoCheck hatte ich das Vergnügen, mich mit Robert Kratky unterhalten zu dürfen.
Von mir aus hätte er auch gerne die "3 Fragen an …" schriftlich übermitteln können. Ich wollte ihn nicht allzulange damit aufhalten, der Mann ist schließlich viel beschäftigt!
Aber nein, es war klar für ihn, er nimmt sich die Zeit, um seine Geschichte an dieser Stelle persönlich zu erzählen. Und um all das zu sagen, was ihm ein Anliegen ist, wenn es um das Thema psychische Gesundheit geht.

Er klingt am Telefon übrigens wie im Radio, das war schon mal gut für mich – irgendwie vertraut ;-)
Und er ist es gewohnt zu reden, das war ebenfalls nicht schlecht ;-)

Nach dem ersten allgemeinen Geplauder wird bald klar, dass es ihm bei dem Interview nicht nur um sich geht, um seine Geschichte.
Viele da draußen hätten so eine Geschichte, sagt er. Und da gäbe es nichts, wofür man sich genieren müsse oder was es zu verheimlichen gäbe.
Klar, es kommt ihm zugute, dass er mit ausreichend Selbstbewusstsein ausgestattet ist und sich auch einfach so hinstellen kann, um über etwas zu sprechen, das leider immer noch viele Menschen meinen mit sich selbst ausmachen zu müssen, nur damit ja niemand davon erfährt.
Was er damit meint? - Seine psychischen Probleme.
Psychische Probleme? Robert Kratky? Der?  - Mag sich so manche/r denken …
Aber ja, warum nicht - auch - Robert Kratky?

Jeder Mensch spürt ab und an, wie die Psyche leidet, mal mehr, mal weniger.
Manchmal geht diese Phase einfach so vorbei, manchmal muss man aber schon genauer hinsehen und sich bewusst damit auseinandersetzen. Daran arbeiten, dass man wieder gesund wird, seelisch gesund. Oder dass man erst gar nicht erkrankt.
Robert Kratky erkannte sein psychisches Problem vor ein paar Jahren, und zwar weil es ihm körperlich immer schlechter ging. Als ihm gesagt wurde, das hätte psychische Ursachen, war das der Beginn von etwas ganz Neuem, einer Auseinandersetzung mit sich. Dieser stellt er sich seither und arbeitet mit professioneller Unterstützung daran. Und es tut ihm gut, wie er selbst sagt.

In einem ausführlichen Interview für den PsychoCheck erzählt der sonst recht taffe Radiomoderator und Weckermann von Ö3 als wär es das Normalste der Welt – weil es das Normalste auf der Welt sein sollte – nämlich dass man auch seelisch krank sein kann und nicht nur körperlich. Und was in so einem Fall hilft.

Hier geht’s zur online-Version des PsychoCheck und hier kannst du ihn auch kostenlos als Postermagazin bestellen.

 

Viel Freude beim Lesen und herzlichen Dank nochmal an Robert Kratky für die offenen Worte!

18. Februar 2022

ATZ salz.eisen: Mit kleinen Schritten zurück in die Arbeitswelt

Heute war ich zum ersten Mal im ATZ salz.eisen in Gmunden zu Besuch, das es so bereits seit 2014 gibt. Grundsätzlich gliedert sich das Arbeitstrainings-Angebot in Metalltechnik, Elektrotechnik und in eine Näherei.

Der Leiter Christian hat mich durch den Standort geführt und mir einiges dazu erklärt: Insgesamt arbeiten hier 21 TrainingsmitarbeiterInnen und das Angebot deckt den Bedarf des „inneren“ Salzkammerguts (Bad Ischl, Gmunden, Obertraun) gut ab. Seit Jänner sind 3 Standorte auf 2 zusammengelegt worden.

Ich war ganz begeistert davon, was im salz.eisen alles gemacht wird: Alleine im Bereich der Elektrotechnik werden pro Jahr über 150.000 Elektroteile verbaut, z.B. für Steuerungen von Heizkessel. Bei der Metalltechnik werden unter anderem Rollsysteme für Sonnensegel gebaut – circa 5.000 kleine Einzelteile werden da in der Woche produziert. Und in der Näherei wird z.B. viel für die Firma „Grüne Erde“ entworfen, geschnitten und geschneidert. Generell werden die Waren vom salz.eisen in der ganzen Welt benötigt und verkauft – von den USA bis hin nach Tokio. Auch werden Staplerkurse organisiert, die sehr hilfreich für viele der TrainingsmitarbeiterInnen sind.

„Unsere Produkte gehen direkt zu den KundInnen, unsere Arbeitsqualität ist also bestens für den ersten Arbeitsmarkt geeignet“, erzählt mir Christian stolz. „Es ist nicht immer leicht für unsere TrainingsmitarbeiterInnen, denn sie sind im Durchschnitt schon vier Jahre weg vom ersten Arbeitsmarkt. Wir müssen sie also behutsam auf ein Leben nach dem ATZ vorbereiten. Was mich aber immer fasziniert und motiviert: In jedem Menschen schlummern viele Talente. Unser Motto ist Stärken zu stärken.“

 

 

Am Schluss durfte ich dann auch noch mit Frau S. (19) sprechen, die seit kurzem im ATZ salz.eisen ist. Sie erzählt mir, dass sie die Lehre zur Industriekauffrau abgebrochen hat und daher längere Zeit beim AMS war. Dieses hat sie dann ans ATZ vermittelt. Anfangs war sie in der Näherei, jetzt konnte sie ins Büro wechseln. „Diese Arbeit macht mir total Spaß“, sagt Frau S. „Jetzt wird mir dann auch noch vom ATZ ein Wifi-Kurs finanziert, in dem ich meine Fähigkeiten noch ausbauen kann. Danach möchte ich meinen Lehrabschluss nachholen.“ Ihr Traumberuf sei eine Büroarbeit im Sozialbereich. Ich halte ihr da auf jeden Fall fest die Daumen und bin optimistisch, dass Frau S. es schaffen wird.